Kampagne für Münchens medizinische Mitarbeiter: Telefonhotline hilft bei akuter Überbelastung

Die Kräfte sind langsam bei allen am Ende! Ärzte, Pfleger, Therapeuten – in den Kliniken wie in den Praxen – managen nach erster, zweiter, dritter und vierter Welle nachrückende Patienten mit planbaren Operationen, die nächsten Impftermine, vertreten Kollegen in Quarantäne und kommen irgendwie noch durch den Alltag mit immer mehr Patienten und immer weniger Personal. Jetzt läuft in München aber auch noch die Wiesn mit zahlreichen Sonderschichten und zusätzlichen Patienten… Wenn das Fass dann überläuft, der eine nur schreien, der andere nur weinen kann und der Übernächste sich fühlt wie gelähmt, gibt es aber Hilfe! Niederschwellig und unkompliziert. An der kostenlosen PSU-Helpline.
Eine Kampagne klärt auf.

Der Verein PSU-Akut macht derzeit mit einer Kampagne auf Angebote für alle Mitarbeiter im Gesundheitswesen, gezielt in der Stadt München, aufmerksam. „Die PSU-Helpline hilft. Anonym. Kostenfrei. Vertraulich“, erklärt der Vereins-Geschäftsführer Andreas Igl. „Einfach die 0800-0-911-912 anrufen“, ermuntert er. Hier erreiche man täglich zwischen 9 und 21 Uhr Kollegen, die besonders in der psychosozialen Unterstützung ausgebildet wurden. „Wer also bei uns anruft, der spricht mit geschulten Mitarbeitern, die die Situation in der Klinik oder der Praxis aus dem eigenen Erleben und ihrem persönlichen Arbeitsalltag ebenfalls genau kennen. Sie können vielleicht ähnliche Erlebnisse und Erfahrungen im Umgang mit diesen beisteuern. Hier spricht man – auch anonym – ganz auf Augenhöhe mit einem Menschen, der genau weiß, wovon am anderen Ende der Leitung gesprochen wird.“

Hilfe in der Hochbelastungsphase – Kollegen als Peer-Unterstützer ausgebildet

Was Geschäftsführer Igl beschreibt, ist Psychosoziale Unterstützung (deshalb der Name PSU) durch – neudeutsch – Peers, also Kollegen. Unterstützung auf Augenhöhe. Damit alle Mitarbeitenden im Gesundheitswesen diese Hilfe bekommen, ist der Münchner Verein seit Jahren aktiv. „Das System an sich können wir natürlich, leider, nicht mal eben so reformieren“, sagt Igl. Er kann keine weiteren Kollegen zur Entlastung schicken, keine Urlaube oder freien Wochenenden mit einem Team ermöglichen. „Aber in der akuten Hochbelastungsphase können wir helfen. Da gibt es für jeden Strategien, die greifen können.“ Gleiches gelte für die Bewältigung traumatischer Erlebnisse. Hier könne die PSU-Helpline viel für betroffene Kollegen verändern. „Deshalb trommeln wir jetzt sehr laut, um unsere Unterstützungsangebote allen Hilfesuchenden vor Augen zu führen. Wir sind da! Für euch!“, so Igl.

Kampagne „PSU-Helpline hilft“ informiert in München

Über Social-Media-Kanäle wie auch durch Pressearbeit werden Klinikmitarbeitende und Praxispersonal aufgeklärt, wo und wie sie Hilfe in Anspruch nehmen können. Anzeigen im Fahrgastfernsehen hat der Verein rund um den Schichtwechsel und verstärkt auf den Linien großer Krankenhäuser geschaltet. Hier wird konsequent auf die Helpline aufmerksam gemacht. Ebenfalls – und hier ist die Stadt München beinahe einzigartig in Deutschland – finanziert die Stadt eine eigene Stelle für eine zentrale Ansprechpartnerin. Andrea Forster koordiniert über den Verein PSU-Akut damit auch individuelle und sofortige Hilfe über die Helpline hinaus – wie zum Beispiel Gruppeninterventionen für das gesamte Team vor Ort.

„Wir werden sonst viele großartige und hervorragend ausgebildete Menschen im Gesundheitswesen verlieren, wenn wir in den kommenden Wochen in einer Akutsituation, in Form einer Krisenintervention, keine helfende Hand reichen“, ist Andrea Forster überzeugt. Sie weiß, wovon sie spricht. Denn sie hat selbst viele Jahre als Pflegekraft auf einer Kinderintensivstation gearbeitet. „Wenn man über eine akute Situation verzweifelt und sich selbst nicht mehr wiedererkennt, tut es sehr gut, mal am Telefon mit einem Gegenüber auf Augenhöhe zu sprechen. Es ist eine Möglichkeit, einfach mal alles rauszulassen!“ Auch sie ermuntert, sich direkt und kostenlos an die PSU-Helpline unter der 0800 0 911 912 zu wenden.

• Die PSU-HELPLINE ist erreichbar unter 0800 0 911 912
• Wer lieber schreibt, statt zu sprechen, wendet sich an beratung@psu-helpline.de
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Ansprechpartnerin für Journalisten:
Nina Meckel
Pressesprecherin PSU-Akut
Tel.: 089 230 69 60 41
E-Mail: presse@psu-akut.de

Über PSU-Akut e. V.
Der gemeinnützige Verein PSU-Akut wurde 2013 zur nachhaltigen Umsetzung von Angeboten zur psychosozialen Unterstützung (PSU) im Gesundheitswesen „von Kolleg:innen für Kolleg:innen“ gegründet. PSU setzt bei schwerwiegenden Ereignissen (z. B. dramatische Reanimationen/Todesfälle, Gewalttaten, Suizid, Schädigung von Patient:innen) und besonderen Belastungssituationen (z. B. Auswirkungen der COVID-19-Pandemie) an und zielt dabei auf die Stärkung von Sicherheit, Handlungsfähigkeit und Gesundheit. Unsere Angebote richten sich an alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen. Kollegiale Unterstützer:innen, sogenannte Peers, sind für die PSU-Arbeit von besonderer Bedeutung. Sie bieten im Ereignisfall Gespräche zur Stabilisierung und Entlastung an (Peer-Support). Im PSU-Team arbeiten Peers eng mit psychosozialen Fachkräften und approbierten Psychotherapeut:innen zusammen.

Die Arbeit von PSU-Akut e. V. fokussiert auf

  1. Schnelle und niederschwellige Unterstützung im Akutfall
  2. Ausbildung, Weiterbildung und Beratung im Themenbereich psychosoziale Unterstützung
  3. Institutionelle Hilfe bei Personalentlastung und Personalbindung durch psychosoziale Unterstützung